Auf den Spuren der Säumer

 

Die Säumer

Die Hauptträger des Handels am Goldenen Steig waren die Säumer, meistens Bauern, die die Waren mit ihren Saumpferden entweder in eigener Regie oder im Dienst der Großhändler transportierten.. Sie haben sich aus Sicherheitsgründen in Karawanen zusammengefügt und manchmal benutzte man auch bewaffnete Begleitung. Diese Karawanen waren das ganze Jahr unterwegs, aber hauptsächlich nach der Ernte und nach den Herbstarbeiten.

Bayerischer Wald

 Die meisten Säumer hatten nämlich ihre Landwirtschaft, die Wege waren in nassen Abschnitten im Winter zugefroren und es war auch genug Getreide, das man aus Prachatitz als Rückladung nach dem Ausladen des Salzes am meisten getragen hat. Die Karawane mußte nach einem Tagesmarsch von etwa 20 bis 25 Kilometer irgendwo übernachten. Darum sind gerade in solchen Entfernungen auf der Hauptroute nach Prachatitz die größten Säumersiedlungen entstanden - Waldkirchen im Passauischen und Wallern (Volary) in Böhmen. Die Gelegenheit zum Übernachten und Ausruhen bot sich aber auch in anderen Säumerorten, die entlang aller drei Zweige des Goldenen Steiges gewachsen sind. In gewissen Abständen traf man entlang des Steiges die Tränken für Tiere.
Die Säumer haben in guten Jahren , allen Gefahren ihres schweren Berufes zum Trotz, gutes Geld verdient. Einige von ihnen wurden sogar reich, wie der Thomas Sitter, Erbauer des schönen Renaissance-Hauses auf dem Marktplatz in Prachatitz (heutiges Museum), oder Hans Praxl, Bürgermeister und Ahnherr der ganzen und bis heute blühenden Säumerfamilie.

Als den wichtigsten Handelsartikel auf dem Goldenen Steig kann man zweifellos Salz bezeichnen. Von Passau nach Böhmen transportierte man weiter die kostbaren Stoffe, Südfrüchte, Gewürze, Eisen und Weine und umgekehrt strömten Getreide, Malz, Butter, Käse, Wolle, Felle, Bier und der beliebte Prachatitzer Branntwein. Weil der Steig meistens durch die unwirtlichen und unbesiedelten Forste des Böhmerwaldes geführt hat, wurde es oft problematisch, die Passierbarkeit des Weges und die Sicherheit der Karawanen zu bewahren. Die Verwalter des Steiges auf beiden Seiten der Grenze haben deshalb den Weg regelmäßig repariert und ihn im guten Zustand erhalten. Die sumpfigen Strecken wurden mit Stämmen verbessert.

Das Reisen durch eine ungastliche und wilde Berggegend beinhaltete allerlei Gefahren. Die Säumer wurden manchmal von wilden Tieren angegriffen, aber noch gefährlicher waren die Menschen. Der rege Verkehr am Goldenen Steig hat häufig Räuber gelockt und in Form der Raubüberfälle hat sich meistens auch der Konkurrenzkampf einzelner Städte entlang des Steiges um Handelsmonopole abgespielt. Die langen und unübersehbaren Strecken in einer gegliederten und bewaldeten Berglandschaft boten genügend Möglichkeiten zu Angriffen auf langsam fortschreitende Karawanen. Als Gipfel der Aktivitäten solcher Raubelemente kann man am Goldenen Steig die Zeit nach den Hussitenkriegen ansehen. Der Raubritter Habart Lopata von Hrádek bemächtigte sich sogar der Burg Hus (Gans) und er hat durch ständige Überfälle den Verkehr am Goldenen Steig gestört. Die herumliegenden Städte und Adligen mußten eine bewaffnete Koalition bilden und das Heer dieser Koalition hat Burg Hus im Jahr 1441 erobert und niedergerissen. Erst dann könnte man den Verkehr am Steig wieder langsam erneuern. Zu Streitigkeiten kam es aber auch weiterhin. Einige Säumer und Käufer haben, um den Zoll- und Mautgebühren zu entgehen, die verbotenen Wege benutzt und die Prachatitzer Bürger haben sie dafür gejagt und ihnen die Ware und die Pferde abgenommen. Der bekannteste verbotene Weg führte durch das Blanice-Tal nach Husinec und da kam es oft zu bewaffneten Streitigkeiten.

Im Jahr 1538 hat der Passauer Bistumsadministrator Herzog Ernst die erste Passauer Säumerordnung ausgestellt, die den Umfang des Verkehrs am Goldenen Steig begrenzen sollte. Jeder Säumer konnte den Weg Passau - Prachatice und zurück nur einmal in der Woche absolvieren und die ledigen Männer waren vom Saumen völlig ausgeschlossen.
Die „armen treibenden Säumer“, wie sie sich selbst gern nannten, hielten sich je nach Vermögen ein, zwei oder mehr Saumrösser oder traten als Saumknechte in den Dienst eines Saumgroßhändlers. Der Saumhandel war im Passauer Abteiland ein bäuerliches Nebengewerbe, im böhmischen Markt Wallern, dem größten Säumermarkt am Goldenen Steig, ein bürgerliches Hauptgewerbe, zumindest vom 14. zum 16. Jahrhundert.

Das Säumen war ein mühsames Geschäft, bei dem den Menschen vor allem ihre größten Helfer – Pferde – zur Seite standen. Die bis heute in Hohlwegen des Goldenen Steiges gefundenen Hufeisen weisen darauf hin, dass sich die Säumer kleiner, mittelschwerer Pferde bedienten, leistungsstarker, ausdauernder Tiere, etwa vergleichbar unseren Haflingern oder Mulis. Diese Pferde waren die eigentlichen Helden des Goldenen Steiges, die jahrhundertlang auf ihren Rücken Millionen Zentner Ware über Böhmerwald transportiert haben.